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DEFAULT : Alp Loos
30.03.2015 15:30 ( 3210 x gelesen )


- Lange ist‘s her seit der letzten Begehung
- Das Wetter könnte wilder nicht sein, mir passt es
- Alp nicht mehr auf Wanderkarte, ich fahre deshalb zu weit
- Eine Hochspannungsleitung hilft weiter
- Dächlikappe, Regenjacke und sogar die Regenhose
- Der Bach rauscht wild durch den Wald
- Das Alphorn in Windrichtung, wie ein Segel
- Eine freistehende Tanne knickt fast um
- Das Haus neu renoviert, Dach & Fassade schön mit Holzschindeln
- Rusch Baracke & Sickerleitungen
- Alphornspiel beim Kreuz, manchmal höre ich mich kaum
- Infokarte windet es weg

Fast ein halbes Jahr ist es nun zurück seit meiner letzten Begehung. Das Projekt mit der Stegreif CD und der abschliessenden Plattentaufe hat mich sehr beansprucht. Seit der Taufe hatte ich auch nicht mehr Alphorn gespielt, es war einfach zu viel des Guten, die Motivation blieb aus. Zudem gab es im Geschäft einiges zu tun. Ich dachte, dass die Zeit über Weihnachten bis Neujahr dann reichen um neue Kraft zu tanken. Es war aber nicht so, mit der ersten Arbeitswoche begann auch wieder die Hektik. Ich wusste nicht recht was mit mir los war, keine Motivation, regelmässig plagten mich heftige Kopf- und Rückenschmerzen und eine gröbere Erkältung bahnte sich auch noch an. Die Skiferien während der Fasnachtszeit in Savognin brachten trotz der super schönen Woche auch keine Besserung. Für solche oder ähnliche Zustände gibt es heutzutage einen modernen Ausdruck den ich nicht unbedingt erwähnen möchte. Ich benenne es mal so: Nebelwolke, für mich fühlt es sich jedenfalls so an. Jetzt setze ich alles daran um wieder aus dieser Wolke heraus zu finden.

Deshalb passt auch das heutige Wetter zu meinen Bemühungen. Es ist so „sau grüsig“, dass es eine richtige Herausforderung wird. Etwas hinterhalb von Eggerstanden gibt es zwei Alpen die mit kurzem Fussmarsch bequem zu erreichen sind. Da die Alpen nicht mehr auf meiner Wanderkarte eingezeichnet sind, fahre ich anfangs zu weit und muss wieder umkehren. Dann geht mir ein Licht auf, die strichpunktierte Linie auf der Karte des Alpkatasters muss die Hochspannungsleitung sein und nicht irgendeine Grenze, diese führt doch direkt zur Alp Loos. Beim Abzweiger ist ein Fahrverbotsschild, dort parkiere ich und stülpe mir eine Regenjacke und die Regenhose über. Die Kapuze schnüre ich zusätzlich über die Dächlikappe da der Wind so heftig bläst. Mit dem Alphornsack auf den Schultern mache ich mich auf den Weg.

Ein Bach rauscht wild durch den Wald und bahnt sich in verschiedene Richtungen frei den Weg über Stock und Stein sowie um Bäume herum. Das muss ich unbedingt bildlich festhalten, deshalb verlasse ich den Weg und steige direkt entlang des Baches zur Alp. Das Alphorn habe ich ausgepackt um zu fotografieren und trage es deshalb in voller Länge auf den Schultern. Als ich dann aus dem Wald komme, bläst mir eine Sturmböhe das Horn fast aus der Hand, ich kann es kaum mehr halten. Die Richtung des Horns muss genau zur Windrichtung passen, sonst passiert schlimmeres. Etwas weiter oben steht eine Wettertanne, diese biegt der Sturm so stark, dass ich mich nur mit genügendem Sicherheitsabstand traue vorbei zu gehen. 

Nun sehe ich bereits die Gebäude der Alp. Das Haus ist neu renoviert, die Fassade und das Dach schmücken schöne Holzschindeln. Vor dem Haus steht eine blaue Baracke mit der Aufschrift Rusch Erdbewegungen und daneben liegen einige Sickerleitungen. Entlang der Kiesstrasse entdecke ich weiter oben einen blauen Montagewagen. Gehört dieser dem Landwirt, oder ist ein Arbeiter von Rusch dort oben? Ich lasse mich jedenfalls nicht ablenken und spiele beim Weidkreuz ein erstes Alphornstück. Diese Sturmböen sind ja wirklich schlimm, einige Töne zerfetzt es regelrecht im Wind und zwischendurch vibriert das Instrument so fest, dass es überhaupt nicht anspricht. Ich stelle mir vor wie das wohl sein könnte, wenn da ein einsamer Wanderer bei diesem Wetter solche Melodiefetzen aus der Ferne zu hören bekommt. Dieser bräuchte dann nur noch ein Quäntchen Fantasie um auch noch Geister zu sehen.

Ich suche ein angenehmeres Plätzchen um zu spielen. Richtung Osten entdecke ich ein kleines Bachtöbeli, dort in der Rinne ist es wenigstens etwas geschützter. Das Bächlein entspringt aus einer Quelle die direkt aus der Wiese sprudelt und sich bereits nach 20m in einen Wasserfall verwandelt. Dort stelle ich mich auf und siehe da, es gefällt mir sogar sehr gut. Unweit von dieser Stelle beginnt der Wald und lässt erahnen, dass bei normalen Verhältnissen auch ein anständiges Echo ertönen könnte. Ich habe jedenfalls wieder einmal das Gefühl, dass meine Alphorntöne irgendwie getragen werden und das Instrument so richtig zu schwingen beginnt. Das ist Balsam für meine Seele.

Über der windgeschützten Stalltüre befestige ich abschliessend das Alphornschild mit der Infokarte. Als ich fertig bin bemerke ich, dass in der Zwischenzeit das blaue Auto weiter oben verschwunden ist. Eigentlich hatte ich geplant nur diese Alp zu begehen, so frei nach dem Motto: Nur nichts überstürzen. Da aber noch genügend Zeit ist, entscheide ich mich spontan für einen zusätzlichen Abstecher zur oberen Alp. Die Infokarte liegt dann beim Retourweg vor meinen Füssen im Dreck, diese Sturmböen haben‘s wirklich in sich.     
                    


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