- Freitag 12. Oktober 2012
- Ausflug zu den Reisterrassen, Reisebericht aus meinem Tagebuch
- Ein alter Car holt uns ab, er fährt wie ein "Schleiffer"
- Mein Schwager Christian heiratet
- Mittagessen aus geräuchten Bambusrohren
- Alphornspiel auf einer Reisterrasse
Heute machen wir einen Ausflug zu den Reisterrassen von Guillin in China. Ein alter Car holt uns um 08:00 vor dem Hotel ab. Die Reiseleiterin meint, wenn sie gewusst hätte, dass Ausländer mit dabei sind, so hätte sie ein neueres Fahrzeug organisiert. Die Fahrt ist sehr holprig und es gibt viele enge Kurven. Der Buschauffeur unterlässt es nicht, fleissig zu überholen. Die Angst steht meiner Frau Ursula deutlich ins Gesicht geschrieben. Beim ersten Halt besichtigen wir ein kleines Dorf und überqueren eine wackelige Hängebrücke. Mein Sohn Gabriel findet es sehr witzig, dass man darauf schaukeln kann, Ursula und Julia sind entsetzt.
Hier werden Hochzeiten nach einem traditionellen Ritual abgehalten. Uns wird nun eine solche Zeremonie vorgeführt, dazu werden 5 Männer aus dem Publikum benötigt. Christian stellt sich auch zur Verfügung, wir alle, vor allem seine Freundin Mimmie, sind sehr gespannt. Mit einer Kopfbedeckung, einer roten Schleife und einem umgehängten Seidentäschli kommen dann die Fünf auf die Bühne. Zu dudelsackähnlichen Klängen wird ein Tanz aufgeführt, nachdem sich jeder kurz vorstellen muss. Bei Christian erwartet natürlich niemand von den Landsleuten, dass er sich in perfekter chinesischer Sprache vorstellt. Als Höhepunkt der Zeremonie muss jeder Mann seiner "Braut" ein Lied vorsingen, Christian singt: "Öbe s'Älpli bini gange, öbe s'Älpli bini grennt. Do hani mis Schätzeli am Zaure a kennt..." Und zwar perfekt, den Chinesen erklärt er dann, dass er mit diesem Lied seinen Schatz gefunden hatte... es wird laut gelacht. Zum Abschluss gibt es für alle neu vermählten Paare noch einen Reisschnaps den sie über Ellbogen eingehängt exen müssen. Anschliessend entledigt er sich hinter der Bühne seiner Verkleidung und darf das umgehängte Seidentäschli behalten, natürlich nur gegen eine Bezahlung von 20 Quai, typisch Chinesen. Nun verlassen wir den Saal, beim Ausgang stellen sich alle Frauen mit Tracht an die Türe und kneifen alle Männer in den Po und grinsen frech dazu.
Eine 20 minütige Carfahrt führt uns weiter den Berg hinauf. Das letzte Stück zu den Reisterrassen müssen wir zu fuss in Angriff nehmen, rund eine halbe Stunde über einen staubig, steilen Fussweg. Die Kinder sind etwas „muderig“, dies kann ich aber auch gut verstehen. Mit dem Trinken sind wir immer etwas im Klintsch, zu wenig gibt Kopfweh und zu viel heisst irgendwo ein WC aufsuchen wo es vielleicht keines oder nur ein stinkendes Plumpsklo gibt. Irgendwann treffen wir dann doch noch beim Restaurant ein und bestellen den wohlverdienten Zmittag. Das Spezielle ist hier, dass alle Speisen in über dem Feuer geräucherten Bambusrohren gekocht werden und am Tisch vom Personal geöffnet werden. Dies verleiht den Gerichten einen leicht süsslichen Geschmack, ich fand es sehr schmackhaft. Frisch gestärkt führt uns der Weg weitere 15 Minuten den Berg hinauf. Das Interessante an diesem Wanderweg ist, dass es seid Beginn vom Carparkplatz ununterbrochen Marktstände am Wegrand gibt. Endlich kommen wir oben an, die Mühe hat sich aber definitiv gelohnt. Der Ausblick auf die wunderschöne Terrassenlandschaft mit den Reisfeldern, welche sich in dieser Jahreszeit langsam gelb färben, ist einzigartig. Das gibt uns Anlass für unser erstes und leider einziges Gruppenfoto.
Uns bleibt noch eine halbe Stunde bis wir wieder runter müssen. Ich möchte deshalb die Zeit nutzen um mit dem Alphorn noch ein paar Stücke zu blasen. Mimmie, Julia und Christian kommen auch mit, wir gehen etwas abseits, an einen Ort wo es keine Leute hat. Etwas angespannt eröffne ich mit dem ersten Stück. Während dem spiel nähert sich eine Person von hinten. Normalerweise macht mir dies nichts aus, doch hier werde ich etwas unruhig. Es ist eine ältere Trachtenfrau mit den traditionellen langen schwarzen Haaren. Sie kommt auf mich zu und lässt mich mit ihrer Gestik wissen, dass ihr das Alphornspiel sehr gefällt. Sofort bekleidet sie mich mit einem Herrenkopftuch und ich spiele gerne nochmals 3 Stücke. Auf den Bildern sehe ich dann später, dass noch eine zweite Trachtenfrau mit einem kleinen Jungen dazu gekommen ist. Diese trug eine Kränze auf dem Rücken und gehörte einer anderen chinesischen Minderheit an wie Mimmie später erzählte.
Auf dem Rückweg sticht Christian bei einem Marktstand ein kleines Hämmerlein ins Auge. Ich musste ein ähnliches schweren Herzens dem Flughafenpersonal abgeben weil ich es vergessen hatte in den Koffer zu packen. Im Handgepäck sind solche „Waffen“ heute nicht mehr erlaubt. Ich benötigte es immer für die Montage meiner Alp-Horn Schilder und eigentlich gehörte es Gabriel… Nun steht Christian beim Handwerker und verhandelt mit ihm einen fairen Preis aus. Dieser lacht vorerst herzhaft und verdreht nur die Augen. Mir tut er eigentlich leid, ohne Werkzeug kann er doch nicht weiter arbeiten. Bei 150 Quai, umgerechnet Fr. 25.-, können wir uns einigen. So nehme ich später auf jede Alp gedanklich ein bisschen China mit.
Bei der Retourfahrt können wir dann alle im Car etwas dösen und ich sogar schlafen. Ein Schlagloch weckt uns aber plötzlich unsanft, es hebt uns alle aus den Sesseln! Die drei Kinder sitzen zu hinterst und müssen laut lachen. Sie finden es sehr witzig. Um 18:30 sind wir zurück im Hotel und möchten nach einer kleinen Stärkung nun endlich den Wasserfall vom Hotel bestaunen. Julia kommt nicht mehr mit, sie ist sehr müde und geht heute ausnahmsweise früh ins Bett.