DEFAULT : Alp Bärstein
28.07.2012 20:30 ( 4953 x gelesen )
- En choze Schwatz mit em Blattelis Sepp
- Postplatz Openair
- Verlassene Alp
- Nobles WC-Hüsli
- Wunderbare Aussicht nach Weissbad und Brülisau
- Schöner Echoplatz wegen Aussicht
- Nach jedem Stück ertönt ein lauter Juchts von der unteren Alp
- Nach meinem letzten Stück ertönt der Alpsegen
- Glitschiger Abstieg
Das Wetter ist heute sehr vielfältig, es erinnert eigentlich eher an einen Herbsttag. Da meine Trackingschuhe schon seit längerer Zeit etwas abgelaufen sind, habe ich diese heute ersetzt. Bei Sport Dörig in Weissbad finde ich auch eine sehr angenehme Fleecejacke und eine dazu passende Regenjacke. Die neue Ausrüstung möchte ich gerade bei diesem Wetter gerne ausprobieren und verabschiede mich bei meinen Kindern mit: „ Es gid ke schlechts Wette, sondern no e schlechti Usrüschtig“ J
Mein Ziel ist heute die Alp Bärstein, sie liegt direkt unter dem Sigel. Um 18:00 starte ich mit dem Auto und fahre bis zum Leugängeli wo ich das Auto parkieren darf. Dort begrüsst mich freudig der „Blattelissepp“, er ist gerade beim Melchen. Ich erzähle ihm, dass unsere Julia gerade im Landdienst in Unterschächen ist und nun gerne Bäuerin werden möchte. Es gefält ihr ausgesprochen gut. Sepp muss natürlich lachen und meint:“ Sie söll zehscht heecho ond d’Schuel fetig mache...“
Danach mache ich mich auf den Weg zur Alp, es beginnt gerade wieder zu regnen. Ich tausche deshalb die Fleecejacke mit der Regenjacke aus und trotze dem Wetter. Als ich beim Waldrand angelangt bin, höre ich rockige Musik. Ich frage mich, welcher Senn denn hier oben so laut und vor allem auch diese Art Musik hört – sie sind halt auch nicht von gestern. Die Töne kann ich aber weit und breit nirgends zuordnen, jäh nu, mein Weg führt mich weiter steil den Wald hinauf. Ob dem Wald treffe ich auf eine verlassene Alp, ich kann keine Tiere sehen und auch die Alpfamilie scheint ausgeflogen zu sein. Auf der Wiese gibt es sehr viele Eisenhut Blumen, da sie von den Tieren nicht gefressen werden, nehme ich an dass sie giftig sind.
Neben der Alphütte steht ein kleines freistehendes Hüttli, das ist sicher „s’Schiissihüsli“. Ich erlaube mir die Türe zu öffnen um meine Vermutung zu bestätigen. Tatsächlich steht darin eine wunderbar weisse Keramikschüssel mit Deckel, daneben wie gewohnt ein WC-Bäseli und auf der anderen Seite ein Kübel mit Wasser. Die Türe ist sogar von innen abschliessbar, so kann jeder sein Geschäft ungestört verrichten, sehr komfortabel für einen Alpbetrieb. Auf einmal höre ich wieder diese rockige Musik, nun geht mir aber ein Licht auf. Das ist sicher kein Senn, denn die Töne kommen von weiter weg. In Appenzell findet heute das Postplatz Openair statt und hier oben hört man es noch deutlich!
Etwas westlich von der Alphütte spiele ich vor einem Felsband Richtung Schwendetal. Ein schwaches Waldecho ist zu hören, der Platz ist aber trotzdem wunderschön wegen der Aussicht nach Weissbad und Brülisau. Nach jedem gespielten Stück erhalte ich von einem Senn auf der unteren Alp einen lauten Juchts als Antwort zurück, irgendwo da unten müsste er stehen, ich kann ihn aber leider nicht sehen. Da ich hier oben ganz alleine bin, möchte ich zum Abschluss mein selbst komponiertes Stück „Alpgebet“ erstmals im Freien spielen. Es ist eine Anlehnung an den Alpsegen und schliesst deshalb mit zwei Sequenzen aus dem „Ave Maria“ ab. Danach schultere ich zufrieden mein Alphorn, da höre ich plötzlich den Alpsegen von der unteren Alp gerufen. Das darf doch nicht war sein, mir wird’s richtig warm ums Herz. Ich möchte unbedingt wissen wer dieser Senn ist. Später erfahre ich vom „Blattelissepp“, dass die Alp Stofflern Christoph Inauen bewirtschaftet, ich kennen ihn besser mit dem Übernahmen „Tschudi“.
Langsam wird es dunkel deshalb mache ich mich auf den Heimweg. Der Regen hat inzwischen aufgehört, aber der Weg ist trotzdem noch sehr nass und glitschig. Ich bin froh, dass ich die Wanderstöcke mit dabei habe und zähle auch auf meinen neuen Trackingschuh. Ich erlaube mir noch einen kleinen Umweg über Stofflern für einen kurzen Schwatz, leider ist der Sennaber nirgends zu sehen.
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