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DEFAULT : Alp Blatten
18.07.2014 21:10 ( 4461 x gelesen )


- Ein wunderschöner Sommerabend
- Anfangs der  Alpliegenschaft ein erstes Spiel zur Säntiswand
- Viele wilde Erdbeeren mitten in der steilen Nagelfluh
- Wanderer hörten mich bis zur Kapelle
- Einige Geissen sind auf der Weide
- Das Milchgeschirr sauber gewaschen, davor ein Töffli
- Ein Fenster zur Hütte steht offen, ist jemand hier?
- Hier wird wacker geholzt, aus Alphorn gibt’s Brennholz
- 4 verschiedene Echoplätze probiere ich aus, einer gefällt mir sehr gut
- Miriam Wenk ist zu Hause und offeriert mir etwas zu trinken
- Henry Wenk kommt nach einem anstrengenden Tag nach Hause
- Was gibt es schöneres als hier oben?
- Im Dunkeln zurück, das Natel dein treuer Begleiter

Heute ist ein richtig schöner Sommerabend, ich bin gespannt ob es auch viele Touristen auf der Route Sollegg- Scheidegg gibt. Unterwegs im Wald kommt mir dann gerade mal der Senn von Wasserschaffen mit dem Auto entgegen und hinter dem Wald begegne ich drei deutschen Touristen, die meinen doch frech ich sei zu spät dran mit meinem Alphorn. Sie lachen und berichtigen, dass sie leider schon auf dem Heimweg sind, oder ob ich hier noch eines spiele für sie? Ich meine dann aber, dass ich wie sie schon angetönt haben, etwas unter Zeitdruck stehe…

Die Alpliegenschaft beginnt von dieser Himmelsrichtung mit einer Nagelfluhrippe, diese ist ein paar hundert Meter von den Gebäuden entfernt. Der Säntis ist heute ein Gedicht, ich mag deshalb nicht länger  warten. Ich packe mein Instrument schon hier aus, stelle es auf einen abgeschnittenen Baumstrunk der in der kleinen Felswand steht und beginne zu blasen, zwei oder drei Stücke. Danach nehme ich meine Kamera zur Hand und schiesse ein paar Bilder. Die steile Nagelfluhwand mit dem Baumstrunk muss natürlich festgehalten werden. Oh, was sehe ich denn da? Viele kleine dunkelrote Punkte, ich klettere in die Nähe und entdecke tatsächlich sehr feine süsse Erdbeeren an dieser ausgesetzten Stelle. Ich sammle alle ein und wickle sie in mein sauberes Nastuch, welches ich immer im linken Hosensack habe. Danach packe ich sie in die Kartonschachtel mit den Schildern und hoffe dass sich die Daheimgebliebenen darüber freuen.

Einige Wanderer kommen nun vorbei, teils waren sie im Restaurant Scheidegg beim Nachtessen und andere pilgern vom Kronberg Richtung Appenzell. Es gibt Komplimente für das schöne Alphornspiel, ein älterer Herr meint, er war bei der Kapelle und habe mich sehr gut gehört. Ich staune, denn die Kapelle ist doch rund 1500m entfernt.

Unten vor den Gebäuden sind viele Geissen auf der Weide. Sie verhalten sich anders als Kühe, das Alphorn kümmert sie kaum, Hauptsache sie haben den Mund vollgestopft mit saftigem Gras. Vor der Hütte sind vier frisch gewaschene Milchtansen und drei Tränkeimer auf einem Gestell aufgereiht, ein Seitenfenster steht offen und auf dem Vorplatz steht ein gepflegtes Oldtimer Töffli, ein handgeschaltener Sachs, ohlala. Gehört das dem Sennen oder eher dem Handbub?  Ich rufe: „Hallo? Isch nebid deheem?“ Es regt sich niemand. „Jä no.“ Ich packe meine Kamera, schiesse erneut Bilder und hänge anschliessend das Schild rechts neben der Türe auf. Auch die Hammerschläge erregen keine Aufmerksamkeit, nur ein Paar mittleren Alters läuft vorbei und meint mit einem Lächeln auf dem Gesicht in Züridütsch: „ Es isch sehr schö gsieh, s’Alphornspiel.“ Ich lächle zurück, sage danke und denke dabei: Die meinen jetzt sicher ich bin der Senn, frisch ertappt bei der Arbeit mit dem Hammer, ui. Ich schwindle lieber nicht, kläre sie aber auch nicht auf und lasse sie im Glauben weiter wandern.

Weiter westlich stehen ein paar Tannen, dort riecht es sehr intensiv nach frischem Holz und überall liegen grobe Holzspäne von der Motorsäge. Eine Ideale Vorlage für eine Bildinstallation. Wieder kommen Wanderer vorbei und müssen natürlich lachen als ich das Alphorn auf dem Sägebock liegen habe. Einer meint: „Bisch nomme zfrede mit em Horn, abe da get wenigstens no e chli warm im Wente, hehe.“
So, nun habe ich genug Bilder für heute, das Instrument auf dem Sägebock ist doch nicht mein Ding.

20m vor der Scheiterbeige spiele ich nochmals, hier tönt es sehr schön, aus Entfernung ist auch ein Echo zu hören. Nun sehe ich für einen kurzen Moment während dem Spiel Henry Wenk, er guckt aus dem Fenster bei seinem Haus, er winkt mir zu und verschwindet dann im Haus. Ich spiele noch eins und wechsle dann den Standort auf die darunterliegende Rippe, hier ist das Echo weniger schön. Nun kommt Miriam Wenk zum Hag und sagt: „Hoi Aurel, isch uh schö gsie, i has richtig gnosse, magsch öpis trinke?“ „Geen,“ erwidere ich ihr, „i wett abe zescht no uf de ondeschte Rippe probiere wies die tönt.“ In diesem Moment fährt Henry mit dem Auto auf den Platz, uiuiui! Wen habe ich denn da am Fenster gesehen, war dies etwa Miriam? Ich hätte schwören können, dass es Henry gewesen ist. Scheinbar können die Gedanken einem einen richtigen Streich spielen, mein Ziel war es heute Henry zu besuchen, da haben sich in meinem Kopf scheinbar die Ist- und Soll-Bilder überlagert, eine Fatamorgana auf der Alp.

Auf der untersten Rippe ist der Platz der schlechteste um zu spielen, ich gehe deshalb nochmals zur ersten Rippe hoch und gebe noch ein letztes Stück zum Besten. Danach setze ich mich zu Wenks an den Gartentisch und geniesse mit ihnen den wunderschönen Abend. Beides sind sehr angenehme Personen und wir unterhalten uns bestens über Gott und die Welt. Am Schluss sind wir uns alle einig, es gibt nichts Schöneres als ein solcher Abend hier oben, keinen Stress nur Natur pur. Um 22:30 ist es dann bereits dunkel und ich mache mich auf den Heimweg. Miriam würde mir noch eine Jacke mitgeben, aber es ist so warm, dass ich keine brauche. Ich wandere langsam Schritt für Schritt um nicht unbedingt das Licht zu gebrauchen. Beim Solleggwald wird es aber dann so finster, dass es ohne schlichtweg nicht mehr geht. Nun bin ich doch noch froh um die heutige Technik: „Das Natel, dein treuer Begleiter,“ läuft dem Sachmesser langsam den Rang ab.


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