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DEFAULT : Alp Scheidegg
23.07.2015 21:00 ( 4419 x gelesen )


- Margrit und Hans Zeller sind bei uns am Käfäle
- In der Scheidegg soll eine Böhmische Blaskapelle spielen
- Das Wetter wird eher besser, wir packen es
- Parkplatz beim Sollegg, Tafel Scheidegg offen aber keine Autos
- Hans und Margrith gehen ab und zu miteinander Biken
- Wo ist denn auch die Blasmusik? Wir trinken zuerst einen Saft
- Nebel zieht auf, es wird frisch, ich spiele bevor es düster wird
- Den Kühen gefällt es, sie kommen ganz nah und hören aufmerksam zu
- Ein leises Echo ist aus weiter Entfernung zu hören
- Eidgenössisches Jagdbanngebiet, Dachwasserabzweigung ins Bstöckt
- Bei der kleinen Melster stehen zwei Sensen bereit für den Einsatz
- Was wäre wenn eine solche unbeaufsichtigt mitten in einer Stadt stehen würde?
- Hinter dem Gaden steht ein modernen Anhänger mit gelber Blache
- Das Güllerührwerk sieht aus wie ein altes Kanonenrohr
- Unterhalb des Gadens spiele ich nochmals, es gibt Applaus
- Bohnenberg, Fahnenstange und Alphorn
- Restaurant Scheidegg, bekanntes und beliebtes Ausflugsziel
- Bei Nacht und Nebel auf den Heimweg, Iphone sei Dank

Die erste Woche nach unseren Sommerferien nehme ich die Arbeit etwas gelassener als sonst. Wir beginnen zwar immer noch morgens um 06:00, dafür ziehen wir die vorgeholte Stunde am Abend ein und hören bereits um 16:00, das ist in dieser warmen Jahreszeit sehr angenehm. Aus diesem Grund treffe ich, als ich so früh schon zu Hause ankomme, auf Margrith und Hans Zeller, die heute Nachmittag spontan bei Ursula zum Kaffee vorbei schauten. Margrith erzählt, dass laut Zeitungsinserat heute Abend in der Scheidegg eine böhmische Blaskappe spielen soll. Sie meint: „Da wä doch no nebis, chönde mit?“ Ich weiss, dass Ursula nicht unbedingt für solche Abendwanderungen zu begeistern ist, deshalb reagiere ich etwas zurückhaltend. Hans hängt aber ein und meint: "Jo, da chönteme jetzt grad, s’Wette tuet schogä uf ond wenn d‘Ursula nüd wett, denn cha jo de Aurel au elee mitcho.“ Wir fackeln nicht lange, rüsten Margrith und Hans mit Jacke und Wanderstöcken aus und fahren schnurstracks zum Sollegg um die böhmische Musik nicht zu verpassen.

Beim Parkplatz steht eine Tafel mit dem Vermerk „Scheidegg offen“. Das ist schon mal ein gutes Zeichen, nur ist unser Auto das einzige auf dem grossen Kiesplatz. Vielleicht sind die meisten Konzertbesucher über den Kronberg oder Chlepfhütten angereist? Es wird sich später zeigen. Eine gemeinsame Wanderung ist ideal um ein paar Gedanken auszutauschen. Margrith erzählt von ihren Kroatienferien welche sie sehr genossen habe. Zwar war die Autofahrt sehr lange, aber wegen dem schönen Meer lohne es sich alleweil. Hans musste zu Hause ausharren und die Katze hüten weil ausschliesslich Frauen mitreisen durften. Ausgerechnet die neue Katze die er doch gar nicht mehr gewollt hatte. Als seine Tochter und Margrith nach einer Woche wieder nach Hause kamen, überraschte er seine Liebsten mit einem perfekten Galadinner und Schampus, so richtig Gentlemen like - Hut ab. Zwischendurch gehen die beiden in der Freizeit miteinander Biken, dann ist es jeweils so, dass Hans mit sportlichem Tempo voraus fährt und Margrit etwas gemütlicher nach kommt. So stimmt es immer für beide.

Als wir bei der Scheidegg ankommen sind wir schon ganz neugierig, wir können aber keine Blasmusik hören. Ich meine optimistisch, dass sie gerade eine Pause haben, Margrith sieht das anders und frägt beim Buffet nach. Leider mussten die Wirtsleute  aufgrund der schlechten Wetterprognosen den Event absagen. Zum Glück habe ich noch das Alphorn mit dabei. Bevor wir unseren Ausflug starteten teilte ich den beiden mit, dass ich das Instrument zwar mitnehme, es aber durchaus auch ungebraucht wieder nach Hause trage. In der Gartenwirtschaft setzen wir uns an einen Tisch und bestellen bei der jungen Serviertochter einen Saft. Nun zieht Nebel und ein frischer Wind auf, bevor es düster wird möchte ich doch noch das Alphorn in Szene setzen. Ich packe das Instrument und gehe etwas auf die Anhöhe, dort weiden etwa 20 Kühe. Als ich zu spielen beginne, kommen sie langsam näher und hören aufmerksam zu und aus weiter Entfernung ist ein leises Echo zu hören, alles zusammen gefällt mir sehr gut.

Danach gehe ich runter zur Melster. Dort ist eine Tafel mit den Vorschriften des Eidgenössischen Jagdbanngebietes angebracht:

- Die Jagd ist verboten
- Auf den offiziell markierten Winterrouten bleiben 
- Hunde an der Leine führen
- Campieren verboten
- Keine Abfälle wegwerfen

Eigentlich würde es genügen wenn da stehen würde, dass in diesem Gebiet die Jagd verboten ist. Alle anderen Punkte könnte man weglassen oder müsste sie von Zeit zu Zeit ergänzen. Was ist mit den Bikern, Ebikes und Co? Wie steht es denn heute um die Gleitschirme, dürfen diese über das Banngebiet fliegen oder doch nicht? Solche Schilder wecken bei mir ein Gefühl der Bevormundung, ich appelliere lieber auf einen gesunden Menschenverstand und einen respektvollen Umgang mit Tier und Natur. Ich fände es besser, wenn auf dieser Tafel ausschliesslich „Jagdbanngebiet“ stehen würde, vielleicht mit einer Karte ergänzt die das genaue Gebiet darstellt. Ein kleines Beispiel: Vor der Melster auf dieser Alp sind zwei Sensen an die Wand gelehnt, bereit für ihren nächsten Einsatz. Eigentlich ein ganz normales Bild auf allen Alpen. Es ist aber nirgends eine Warntafel angebracht um auf die Gefahren dieser Werkzeuge hinzuweisen und dass diese ausschliesslich von speziell geschultem Personal benützt werden dürfen – wäre undenkbar und lachhaft. Aber man stelle sich  vor, diese Sensen würden frisch gewetzt in St.Gallen beim Brunnen an der Multergasse stehen. Wie lange ginge es bis die Polizei sie konfiszieren müsste? Am darauffolgenden Tag stünde mit Sicherheit ein fetter Artikel in verschiedenen Zeitungen. Fazit: Bei uns auf dem Land ist es halt einfach etwas anders, nicht besser und auch nicht schlechter, aber wir lassen uns nur ungern bevormunden.

Hinter dem Gaden steht schon fast etwas versteckt ein moderner Autoanhänger. Mit dieser auffällig gelben Blache ist sein Platz vielleicht gar nicht so schlecht, sonst würde man ihn sicher vom Säntis aus sehen. Auf der Westseite steht ein Miststock und hinter dem Gaden guckt ein Güllerührwerk hervor. Den Motor kann man nicht sehen, er muss aber so schwer sein, dass er mit seinem Gewicht das ganze Rohr in die Höhe ragen lässt. Das gleicht dann schon fast einem Kanonenrohr aus alten Zeiten, irgendein bestimmtes Ziel im Visier und wartet bis sich die Gefahr von alleine entschärft. Unterhalb der Melster spiele ich nochmals 5 Stücke, jetzt gibt es sogar Szenenapplaus. Sämtliche Gäste sind aus dem Restaurant gekommen und lehnen eingepackt in eine Windjacke gemütlich an den Hag bei der Gartenwirtschaft, das freut mich sehr.

Abschliessend möchte ich noch ein paar Bilder von dem speziellen Bohnenberg mit der Fahnenstange hinter dem Gästehaus machen. Als Kinder war das unser Kletterparadies, wir kraxelten stundenlang dort herum und spielten verstecken. 1984 gab es ein Wysertreffen hier oben und die Grossmutter war auch noch dabei. An Zwei Geschichten mag ich mich noch sehr gut erinnern. Am Samstagabend mussten wir etwa um 22:00 ins Bett und komischer Weise stand zu diesem Zeitpunkt plötzlich die Chrömlibüchse der Grossmutter auf dem Wirtshaustisch. Die Grossmutter war schon vor einer Stunde ins Zimmer verschwunden und wusste nichts davon. Am Sonntagnachmittag, als wir bei uns auf der Webern ankamen, wollte die Granddame  dann ihre feinen selbstgebackenen Spitzbuben an alle verteilen. Aber oh Schreck, in der Büchse befanden sich nur Steine und es gab auch noch einen Rüffel vom Träger der sich gekränkt fühlte, eine solch schwere Last ohne Nutzen über den Kronberg getragen haben zu müssen. Mein Vater und seine drei Brüder grinsten schelmisch und jeder ahnte was geschehen sein könnte. Das zweite Erlebnis passierte am Sonntagmorgen, wir waren im Saal und assen Zmorge. Draussen regnete es in Strömen und ich stand am Fenster und schaute in das trübe Nass als plötzlich ein heftiger Blitz ca. 20m vor mir einschlug. Der Donner war so stark, dass das ganze Haus bebte und vor allem die einfach verglasten Fenster fast zerbarsten. Ich trug jedenfalls einen riesigen Schrecken davon und war beeindruckt von der grossen Naturgewalt.

Nach den Bildern mit dem Bohnenberg begebe ich mich auch zu Hans und Margrith in die warme Stube vom Restaurant Scheidegg. Dem Wirtepaar gebe ich noch das Alp-Horn Schild ab und Sepp Zürcher, der selber auch Posaunist in der Gontenmusik ist, hat eine riesige Freude daran. Stolz sucht er ein passendes Plätzli dafür. Das Wandern und Alphornspielen hat in mir einen kleinen Hunger geweckt. Wir bestellen deshalb etwas ungewohnt für den Znacht, grüner Salat, Cordon Bleu mit Pommes und eine Flasche Rotwein. Zum Dessert leisten wir uns dann noch einen feinen Hauskaffee mit einem grossen Rahmhäubchen. Etwa um 22:15 möchten wir dann zahlen und mit Freuden darf ich feststellen, dass ich überhaupt nichts berappen muss. Die Flasche Wein übernehmen Margrith und Hans und der Rest geht aufs Haus. Ich bedanke mich bei der Familie Zürcher für die grosszügige Gastfreundschaft und danach machen wir uns auf den Heimweg. Die Wolken haben sich wieder etwas verzogen, heiter ist es aber trotzdem nicht, denn die Sterne sind nicht nach wie vor versteckt. Deshalb sind die Sichtverhältnisse recht bescheiden, glücklicherweise hat Margrith ihr Iphone mit dabei und kann uns den Weg beleuchten, ein grosses Dankeschön an Steve Jobs und seine Erfindung!                       


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