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Heimweide Nr. 61 : Heimweide Gemeinhölzli
16.04.2015 20:00 ( 3036 x gelesen )


- Parkplatz Brülisau, Restaurant Ruhesitz geschlossen
- Die asphaltierte Strasse, weit oben das Ziel, Kindergefühle
- Über die Wiese entlang der Traktorspuren
- Der Weidbrunnen hat noch seinen Wintermantel an
- Überall Schlüsselblumen und erste Krokusse spriessen
- Ein kahler Baumstamm mitten in der Weide
- Es donnert, hoffentlich beginnt es nicht zu regnen
- Alphornspiel beim Weidkreuz, schwaches Waldecho
- Ein St.Galler Päärli ist ferienhalber in der Winterzeit hier oben
- Die Mutter der Mieterin ist eine Kölbener von Schlatt
- Ein alter Militärschuh beim Misthüsli
- Komische Plastiksäcke mit Steinen beschwert
- Es geht weiter Richtung Jockenweid

Auf dem grossen Parkplatz in Brülisau parkiere ich meinen Wagen ganz oben direkt vor dem Wegweiser. Auf dem grossen Schild steht: Restaurant Ruhsitz geschlossen. Das hindert mich nicht an meinem Vorhaben, ich möchte eh nicht einkehren. Der Weg führt über die Asphaltstrasse Richtung Hoher Kasten. Eigentlich meide ich, sofern es möglich ist, solche Routen. Denn dieser harte Teerbelag behagt mir überhaupt nicht. Ich schaue nach oben, die „Risi“ erscheint mir sehr weit entfernt, jetzt fehlte nur noch eine brütende Hitze die von diesem fast schwarzen Bodenbelag aufsteigen würde und meine Kindheitserinnerung wäre perfekt. Nicht dass ich als Kind nicht gerne gewandert wäre, aber scheinbar ist so ein abweisender Erinnerungsfetzen hängengeblieben, so a la „wie wiit isch es no?“ - komisch. Nach 15 Minuten kann ich dann die Gedanken auf die Seite stellen und verlasse die Strasse damit ich einer Traktorenspur quer über die Wiese, die frisch gedüngt ist, folgen kann. Das passt mir viel besser. 

Die Alp Gmeinhölzli beginnt schon weit unten, die Gebäude kann man von hier aus noch nicht sehen. Hier treffe ich auf einen Weidbrunnen, also besser gesagt eine alte Emailbadewanne. Sie ist fein säuberlich mit einer Blache über die Winterzeit zugedeckt worden, darunter ertönt ein leises frisches Plätschern, das Wasser läuft nonstop damit in der kalten Zeit nichts gefriert. Überall blühen Schlüsselblumen und vereinzelt spriessen auch Krokusse aus dem Boden. Die letzten Tage war es so richtig warm, dies hat der Natur den nötigen Anstoss für das Frühlingserwachen gegeben. Seit ein paar Stunden kehrt das Wetter aber wieder, eine kalte Biese zieht auf und der Himmel verdunkelt sich langsam. Ich steige etwas weiter hinauf, da sehe ich plötzlich Rauch aufsteigen, bald darauf kann ich auch den Kaminhut erkennen, scheinbar ist jemand in der Hütte. Es ahnt sicher niemand, dass zu dieser Zeit und bei diesem Wetter noch jemand über die Wiese zur Alp hinauf steigt. Damit ich nicht direkt mit der Tür ins Haus platze, halte ich mich etwas rechts und finde dort einen kahlen Baumstamm mitten in der Wiese. Also genau gesagt im Sumpf, denn ob ihm liegt noch Schnee der langsam schmilzt und sein Umfeld in eine Wasserlandschaft verwandelt. Als ich mein Alphorn darauf platziere und ein Foto schiessen will, grollt ein Donner über mir, das Wetter meint es scheinbar ernst. Hoffentlich schont es noch eine Weile.

Ich disloziere zum Weidkreuz und spiele dort zwei Stücke. Vor der Melster steht ein silbriger Kleinwagen mit St.Galler Kennzeichen und für einen kurzen Moment sehe ich dahinter einen jungen Herrn mit rotem Jäckli, umgekehrt entdeckt er mich aber nicht. Wie reagiert er auf das Alphorn? Nach den beiden Stücken schultere ich das Horn und gehe zur Hütte. Ich treffe auf ein junges Päärli das gemütlich am Gartentisch sitzt und die Idylle geniesst. Ich begrüsse sie, merke dann aber nicht recht ob ich vielleicht gerade störe, denn sie wirken etwas verhalten. Das Eis bricht dann aber schnell als ich ihnen von meinem Projekt erzähle. Es stellt sich heraus, dass die beiden in St.Gallen an der Teufenerstrasse wohnen und die Mutter der Frau in Schlatt aufgewachsen ist und Kölbener heisst. Sie haben die Alp schon seit Jahren über die Winterzeit gemietet und kommen regelmässig und sehr gerne nach oben. Das einfache Leben gefällt den beiden, warmes Wasser müssen sie jeweils auf dem Gasherd aufkochen, ein Luxus sei hingegen der Strom den es hier gibt. Von Mai bis September wird die Alp jeweils von der Alpfamilie besetzt.

Ich darf dann auch noch ein paar Bilder rund um die Gebäude machen. Zwischen den Misthüsli liegen einige Betonrohre, irgendwo zwischendrin und weiter hinten kann ich einen vergammelten Flachländer Militärschuh entdecken. Das erinnert mich an meine RS, wir mussten auch solche fassen. Diese Schuhe holte ich dazumal mit grossem Stolz sogar ein Jahr vor Dienstantritt im Zeughaus ab, so hatte ich genügend Zeit um sie während der Arbeit einzutragen. Solch ein Prozedere ist mit den heutigen Kampfstiefeln nicht mehr nötig, Weicheier sind die heutigen Rekruten deswegen bestimmt nicht - wir waren einfach härter im Nehmen hehe. An der Vorderkante der Mistplatte sind drei komische Dinger in Plastik eingepackt und mit einem grossen Stein beschwert. Gerne würde ich meinen Gwunder stillen was genau darin versteckt ist, entscheide mich dann aber aufzubrechen damit die Zeit noch reicht um hinunter zur Jockenweid zu gehen.


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