Alp Bogarten

Datum 17.11.2012 08:45 | Thema: Alp Nr. 87

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04:45 Start ab Wasserauen
- Rabenschwarze Nacht, eine Sternschnuppe
- Mit der Velolampe und einem mulmigen Gefühl durchs Hüttentobel
- Die Gedanken im Geschäft, ein Rascheln und Knacksen lässt mich erstarren
- Unterhalb des Bogarten Manndli hat es Schnee und ist eisig
- Oben angekommen erwartet mich eine wunderschöne Stimmung
- 2 Wanderer aus Altstättenbegrüssen mich um 07:15 
- Ein grosses Skelett, was für ein Tier das wohl gewesen ist?
- Die Hütte ist parat für den Winter
- Unsere Ferien 1961, Franz… und Hans Kaufmann
- Mit der Morgensonne beginnen die Bergspitzen zu glühen
- Mein Lieblingsechoplatz
- Beim Abstieg entdecke ich ein altes Trinkwasserröhrli

Heute ist vermutlich der letzte schöne Herbsttag bevor der Winter Einzug hält. Die Nacht ist zwar sternenklar weil aber weit und breit kein Mond ersichtlich ist, kommt sie mir rabenschwarz vor. Als ich um 04:45 auf dem Parkplatz Wasserauen aus meinem Auto steige, begrüsst mich freundlich eine Sternschnuppe. Ich befestige eine kleine Velolampe an meinen Wanderstock und mache mich auf den Weg Richtung Hüttentobel.

Ein mulmiges Gefühl kommt in mir auf, so dunkel und dazu noch alleine unterwegs. Als ich die Route gestern plante stellte ich mir nur den schönen Sonnenaufgang beim Bogarten Manndli vor. Der Reiz so früh da oben zu stehen scheint mich aber nach wie vor zu überzeugen. Als ich den Wald erreiche, verstärkt sich mein drückendes Gefühl aber zusehends. Hier ist es dunkel wie in einer Kuh, es kommt mir unheimlich vor. Ich versuche meine Gedanken etwas abzulenken und schweife ungewollt ins Geschäft ab, ich habe schon länger den Auftrag einen Brunnen zu entwerfen, bis jetzt ist mir aber keine zündende Idee gekommen. Die Umstände hier scheinen ideal, schon nach kurzer Zeit habe ich eine brauchbare Idee und beginne sie im Kopf zu verfeinern.

Plötzlich weckt mich ein lautes Knacksen und Rascheln unmittelbar neben mir –  irgendein grösseres Tier macht sich davon. Einen Moment lang bleibe ich wie versteinert stehen, versuche dann aber das Tier mit meinem kleinen Licht zu entdecken, kann es aber nirgends sehen. 
 
 
Unterhalb des Bogarten Manndli liegt Schnee, mit dem habe ich eigentlich noch nicht gerechnet. Der Weg ist nun nur noch sehr schlecht zu erkennen und die Stellen die nicht schneebedeckt sind, sind meist vereist und deshalb fast etwas gefährlich. Von Wasserauen über Weissbad, Steinegg und Gais zieht sich eine wunderschöne Lichterschlange durch die Dunkelheit, diese möchte ich fotografieren. Das Bild möchte aber nicht auf Anhieb gelingen, erst nach etwas Übung merke ich, dass ich den Autofokus auf manuell stellen muss, es ist schlichtweg zu dunkel.

Endlich erreiche ich auch mein ersehntes Ziel, das Bogarten Manndli, eine wunderschöne Morgenstimmung macht die Anstrengung wett. Rund eine halbe Stunde kann ich die klare Bergwelt für mich alleine geniessen bis mich um 07:15 zwei Wanderer aus Altstätten erstaunt begrüssen. Sie waren sich sicher, dass sie heute die ersten sein werden und dazu noch das Alphorn. Sofort bekomme ich ein Iphone in die Hand gedrückt mit dem Auftrag ein Bild von beiden zusammen mit dem Alphorn zu machen. Nach kurzem Gedankenaustausch gehen sie weiter zur Marwees und ich hinunter zur Alp Bogarten. 
 
 
Beim Abstieg entdecke ich in der Wiese ein gut erhaltenes Skelett, es fehlen nur die Beine und der Kopf. Was das wohl für ein Tier gewesen ist? Ein Schaf von der letzten Sömmerung, oder ein junges Wildtier das beim ersten Wintereinbruch vor einer Woche gestürzt ist? Ein Jäger könnte mir da sicher weiter helfen. Die Alp ist wie gewohnt zu dieser Jahreszeit sauber hergerichtet für den Winter, trotz schwierigem Zugang scheint sie gut unterhalten. Ein neues Kamin und ein neues Sanitärrohr, ich nehme an zur Be- oder Entlüftung, stechen mir ins Auge. Bei der Melster entdecke ich auch eine Tafel mit der Inschrift:“ Unsere Ferien 1961, Franz… und Hans Kaufmann“ Der Familienname von Franz kann ich leider nicht mehr genau entziffern, es sind aber auch schon mehr als 50 Jahre seit diesem Ereignis vergangen. 
 
 
Nun beginnen die Bergspitzen in der aufsteigenden Morgensonne zu leuchten, sie scheinen wie vergoldet. Jetzt wird mir auch klar, warum es das Wort Alpenglühen gibt. Das ist der richtige Zeitpunkt für Alphornklänge. Zuerst probiere ich es vor der Hütte, es will aber wie erwartet nicht so richtig klingen. Danach wechsle ich zu meinem Lieblingsechoplatz der hinter der Hütte Richtung Widderalp liegt. Hier tönt es einfach umwerfend, die nahen Felsen geben den Klang wie in einer Kirche und danach folgen zwei Echo. Nach drei Stücken mache ich mich auf den alten Sennweg hinunter zur Widderalp. Als ich in den Wanderweg einbiege entdecke ich ein altes Trinkwasserröhrli, ob das Wasser auch wirklich geniessbar ist? Ich überlasse die Experimentiererei einem schönen warmen Sommertag.




Dieser Artikel stammt von Alphorn - Aurel Wyser - 119 Alpen und 97 Heimweiden
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